Reisen mit Herzschwäche
Haben Sie eine Herzschwäche, würden aber gern auf Reisen gehen? Ist es ratsam, und falls ja, auf was müssen Sie achten, damit die Reise gelingt?
Hier informieren wir Sie regelmässig über spannende Gesundheitsthemen. Sie erhalten aber auch immer mal wieder Einblick in das Spital und erfahren mehr über die Menschen, die sich rund um die Uhr für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen am rechten Zürichseeufer einsetzen.
Haben Sie eine Herzschwäche, würden aber gern auf Reisen gehen? Ist es ratsam, und falls ja, auf was müssen Sie achten, damit die Reise gelingt?
Die Herzinsuffizienz, oft auch als die Herzschwäche bezeichnet, ist eine schwerwiegende Erkrankung und gilt sogar als Epidemie des 21. Jahrhunderts. In der Schweiz leiden ca. 200 000 Menschen unter einer Herzinsuffizienz, davon sterben jährlich ca. 18 000 Patientinnen und Patienten.
Ob Reisen in Ihrem Fall unbedenklich ist, hängt davon ab, wie schwer die vorliegende Grunderkrankung ist. Die New York Heart Association (NYHA) hat ein Schema zur Einteilung des Schweregrads einer Herzinsuffizienz entwickelt, das sich an Belastungssymptomen orientiert.
Es gliedert sich in vier Stadien:
Wenn Sie zu NYHA I‐II gehören, haben Sie keine Einschränkungen. Sind Sie in der Gruppe NYHA III, kann es sein, dass Sie im Flugzeug zusätzlichen Sauerstoff brauchen. Für die Menschen mit der Herzinsuffizienz NYHA IV ist eine Reise überhaupt nur in besonderen Fällen möglich. Sind Sie wegen einer Verschlechterung Ihres Zustandes im Spital gewesen, ist es sinnvoll sechs Wochen bis zur anstehenden Reise abzuwarten.
Extreme Kälte, Hitze oder Höhe sollten Sie generell meiden. Frühling und Herbst sind für Reisen am besten geeignet. Die stabilen Patienten im NYHA‐Stadium I–II können sich sicher in Höhen bis zu 3500 Meter aufhalten, allerdings wird dort nur eine mässige körperliche Aktivität empfohlen. Stabile Patienten im NYHA‐Stadium III können sich in Regionen bis zu 3000 Meter begeben, dort wird aber nur zu leichter körperlicher Aktivität geraten.
Ca. vier bis sechs Wochen vor einer Reise ist ein kardiologischer Check‐Up erforderlich. Ein besonderes Thema sind auch Impfungen. Alle Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz sollten bei Reisen ins Ausland gegen Pneumokokken, Influenza und COVID‐19 geimpft sein. Je nach Reiseziel können noch weitere Impfungen nötig sein, zum Beispiel gegen Hepatitis und Gelbfieber.
Bitte beachten Sie, dass Sie für die Einfuhr Ihrer Medikamente in einigen Ländern eine ärztliche Bescheinigung in englischer Sprache benötigen, aus der hervorgeht, dass Ihnen die entsprechenden Medikamente verschrieben wurden, sowie in welcher Dosierung sie einzunehmen sind.
Erkundigen Sie sich unbedingt vorab nach den Notrufnummern am Urlaubsort!
Bitte planen Sie während der Reise genug Zeit ein. Vermeiden Sie unterwegs Stress, denn die Fahrt oder der Flug sind bereits anstrengend genug.
Durch langes Sitzen (oder gar Schlafen) mit angewinkelten Beinen besteht die Gefahr des Auftretens von Thrombosen. Regelmässiges Aufstehen (jede zwei Stunden), Herumgehen und Gefässgymnastik, ausreichende Flüssigkeitszufuhr (nicht in Form von Alkohol!) können hier schützend wirken.
Bei einer Flugdauer von mehr als vier Stunden und entsprechendem Risiko sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder mit Ihrem Arzt besprechen, ob die prophylaktische Verabreichung einer Spritze mit Heparin sinnvoll wäre.
Zudem ist das Anlegen von Stützstrümpfen ist eine sehr nützliche „nicht-medikamentöse“ Vorsorge gegen das Auftreten einer Reisethrombose.
Wichtig zu wissen ist, dass Aspirin‐Präparate keinen ausreichenden Thromboseschutz darstellen, auch nicht Clopidogrel (Plavix). Patientinnen und Patienten, die Marcoumar, Apixaban (Eliquis), Riivaroxaban (Xarelto), Dabigatran (Pradaxa) oder Edoxaban (Lixiana) zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen, benötigen keine zusätzliche Vorsorge durch eine Spritze.
Diese Übungen entlasten Ihre Beinvenen und verbessern die Durchblutung in den Venen:
Bei einem langen Flug ist natürlich zu bedenken, dass man unter Umständen erhebliche Zeitverschiebungen und klimatische Unterschiede in Kauf nimmt. Je grösser die klimatischen Unterschiede sind, desto länger sollte die Akklimatisierungszeit dauern ‐ nehmen Sie sich eins bis zwei Tage Zeit, um anzukommen. Planen Sie Ihre Reise so, dass Sie nicht gleich zu Beginn anstrengende Aktivitäten (Sport, Exkursionen, etc.) vornehmen müssen.
Passen Sie bitte immer auf die ausreichende Flüssigkeitszufuhr auf, besonders wenn Sie schwitzen.
Mehrere Medikamente, die im Rahmen von Herzinsuffizienztherapie angewandt werden, können die Empfindlichkeit für Sonneneinstrahlung erhöhen (zum Beispiel Amiodaron). In diesem Falle rate ich meinen Patientinnen und Patienten, die Sonne zu meiden. Wenn Sie sich im Freien aufhalten, sollten Sie geeignete Schutzmassnahmen treffen (richtige Kleidung, Sonnenschutzprodukte mit sehr hohem Schutzfaktor). Aktivitäten in der prallen Mittagssonne sind tabu!
Am Urlaubsort gelten natürlich die gleichen Vorsichtsmassnahmen wie im Alltag. Achten Sie auf Ihre innere Stimme und Ihr Wohlsein. Dann kann die Reise nur die besten Erinnerungen in Ihrem Gedächtnis hinterlassen.
Quellen