Peter Jaklin, könnten Sie uns einen Rückblick auf Ihre Zeit als Leiter der Gastroenterologie vom Spital Männedorf geben? Was waren Ihre Highlights?
Wenn ich jetzt 20 Jahre zurückschaue, freue ich mich sehr darüber, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe, hierher zu kommen. Ich habe 20 erfüllte Jahre hinter mir, geprägt von viel Arbeit und reich an Begegnungen mit vielen sympathischen Patientinnen und Patienten. Die tägliche Arbeit hat mir stets Freude bereitet, und ich bin jeden Tag gerne hierhin gekommen.
In diesen zwei Jahrzehnten habe ich enorm viel gelernt – sowohl fachlich als auch persönlich; im Umgang mit Menschen, mit Krankheit. Ich bin dankbar, dass ich ein so ausgefülltes und bereicherndes Berufsleben führen konnte. Und all dies im Angesicht der Berge. Sie sind ein fester Bestandteil meines Alltags geworden. Obwohl meine Freizeit begrenzt war, habe ich jede Gelegenheit genutzt, um mit meinen Kindern in den Bergen zu sein. Das war für mich eine wichtige Möglichkeit, zu entspannen und vieles hinter mir zu lassen.
« Ich habe mich immer als ein „Spitalmensch“ gesehen und es kam für mich nie in Frage, eine eigene Praxis zu eröffnen. Ich schätze das reiche Miteinander in einem Spital sehr. »
Das Spital Männedorf und seine Mitarbeitenden sind mir über die Jahre ans Herz gewachsen. Viele kenne ich nun seit zwei Jahrzehnten, und das ist wirklich etwas sehr Schönes. Ich habe mich immer als ein „Spitalmensch“ gesehen und es kam für mich nie in Frage, eine eigene Praxis zu eröffnen. Ich schätze das reiche Miteinander in einem Spital sehr.
Charles Schram, wie fühlt es sich an, die Nachfolge von Herrn Jaklin anzutreten? Was hat Sie dazu bewogen, diese Position anzunehmen?
Ich freue mich sehr und fühle mich sehr geehrt, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Meine erste Begegnung mit Peter Jaklin fand auf einem internationalen Gastroenterologie-Kongress statt, wo wir bereits die Gelegenheit zu einem kollegialen Austausch hatten. Vor etwa einem Jahr hatte ich dann die Chance, ihn bei seiner Arbeit hier im Spital Männedorf persönlich zu besuchen, und ich war sofort von der Atmosphäre und der Umgebung hier in Männedorf beeindruckt. Diese Erfahrung hat mich nicht mehr losgelassen.
Die herausragende Expertise und die Empathie, die Peter Jaklin in seiner Arbeit zeigt, machen die Aussicht auf die zukünftige Zusammenarbeit besonders reizvoll. Auch die hohe Qualität der Gastroenterologie hier im Spital, der persönliche Bezug zu den Patientinnen und Patienten sowie zu den Zuweisenden in dieser schönen Gegend am Zürichsee waren ausschlaggebende Faktoren für meine Entscheidung, diese Herausforderung anzunehmen.
Wie planen Sie, die erfolgreiche Arbeit von Peter Jaklin fortzuführen, Herr Schram? Gibt es bestimmte Bereiche, in denen Sie Veränderungen oder neue Schwerpunkte setzen möchten?
Ich beabsichtige, den fachlich hochkompetenten, sowie menschlichen Ansatz von Herrn Jaklin, fortzuführen. Die Vorsorgekoloskopie wird weiterhin eine zentrale Rolle spielen, dabei möchte ich Akzente setzen in interventioneller Endoskopie, mit der es derzeit oft möglich ist, Tumoren im Verdauungstrakt in ihrer Frühform zu entdecken und endoskopisch zu therapieren, womit den Patientinnen und Patienten eine Operation oft erspart bleibt.
- Bei endoskopischen Verfahren werden nur kleine oder gar keine Schnitte gemacht, da das Endoskop durch natürliche Körperöffnungen (wie Mund, Nase oder Anus) eingeführt wird. Dies minimiert die Invasivität der Eingriffe und führt oft zu schnellerer Heilung und weniger Schmerzen im Vergleich zu offenen chirurgischen Verfahren.
Sprechstunden für Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Hepatologie und funktionelle Beschwerden werden weiterhin angeboten und durch unser nun dreiköpfiges Gastroenterologie-Team häufiger angeboten. Eine Funktionsabteilung für Motilitätsstörungen der Speiseröhre und Refluxbeschwerden befindet sich bereits im Aufbau.
« Meine Erfahrung aus 20 Jahren lässt sich so zusammenfassen: Seid ein gutes Team, dann könnt ihr eure Patienten gut behandeln. »
Peter Jaklin, welche wichtigen Erfahrungen und Erkenntnisse haben Sie während Ihrer Amtszeit gesammelt, die Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben möchten?
Der Schlüssel liegt meines Erachtens in der Teamarbeit. In der Gastroenterologie arbeiten wir sehr eng mit der Endoskopie-Pflege und dem Sekretariat zusammen. Ein funktionierendes Team ist entscheidend für die Qualität der Patientenbetreuung.
Wenn das Team nicht funktioniert, spüren das auch die Patientinnen und Patienten. Meine Erfahrung aus 20 Jahren lässt sich so zusammenfassen: Seid ein gutes Team, dann könnt ihr eure Patienten gut behandeln.
Wichtig ist es, miteinander zu sprechen, möglichst hierarchiefrei und prozessorientiert zu denken und zu arbeiten. Jeder im Team sollte sich als wichtigen Teil des Gesamtprozesses sehen, verstehen, an welchem Ort im Prozess man steht, welche Aufgaben man hat, und sich als aktiven Teil dieses Prozesses begreifen, der nicht nur ausführt, sondern auch mitgestaltet. Das prozessorientierte, möglichst hierarchiefreie Gestalten von Prozessen ist etwas, das ich gelernt habe und ich als entscheidend betrachte.
« Diese Chance, fortschrittliche Behandlungen und interdisziplinäre Ansätze zu integrieren, ist enorm motivierend. »
Charles Schram, Chancen und Herausforderungen sehen Sie in Ihrer neuen Rolle als Leiter Gastroenterologie?
In meiner neuen Rolle sehe ich die Möglichkeit, komplexe Patientenfälle zu behandeln, und zwar unter Einsatz der neuesten technologischen Entwicklungen und in multidisziplinärer Zusammenarbeit im Team. Diese Chance, fortschrittliche Behandlungen und interdisziplinäre Ansätze zu integrieren, ist enorm motivierend.
Gleichzeitig stellt diese Vorgehensweise auch eine erhebliche Herausforderung dar. Sie erfordert eine effiziente Nutzung unserer Ressourcen wie Personal, Bettenkapazität und Budget.
Wie werden Sie sicherstellen, dass die Patientenversorgung auch während des Übergangs nahtlos bleibt und die Patientinnen und Patienten weiterhin die bestmögliche Betreuung erhalten?
Peter Jaklin: Wir haben eine perfekte Dokumentierung von Patientengeschichten und Untersuchungen. Während des Übergangs werde ich mich vorrangig auf die Patientinnen und Patienten konzentrieren, die ich bereits seit vielen Jahren betreue. Ich bin weiterhin drei Tage in der Woche im Spital präsent und stehe jederzeit zur Verfügung.
Charles Schram: Ich kann das absolut bestätigen. Peter Jaklin und unser Team stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen mich immer dann, wenn es benötigt wird.
Zukunft der Gastroenterologie am Spital Männedorf: Worauf freuen Sie sich?
Charles Schram: Ich brenne darauf, unsere gesetzten Ziele umzusetzen und weiterhin eine exzellente Versorgung für die Patientinnen und Patienten am rechten Zürichseeufer zu gewährleisten. Ebenso wichtig ist es mir, den persönlichen Kontakt zu den Patienten sowie zu den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten aufrechtzuerhalten. Darauf freue ich mich!
Peter Jaklin: Mein Wunsch für meine Kolleginnen und Kollegen ist, dass sie auch in 20 Jahren zurückblicken und sagen können: „Es war gut, dass ich gekommen bin.“ (lacht)