27.4.2022

Wie versorge ich meine Wunde richtig?

Die Expertin hat eine klare Meinung dazu: «Für die richtige Behandlung von Wunden gibt es keine Betty-Bossi-Rezepte!» Einige Grundlagen kann man aber dennoch beachten, damit eine Wunde gut verheilen kann.


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Die meisten aktiven Menschen haben wohl immer gerade irgendwo eine: Die Einen schmerzen mehr, Andere weniger. Wunden. Wer sie aber falsch behandelt, kann unter Umständen rasch stärker darunter leiden und sich ernsthaft gefährden. Karin Weiss, Beraterin für Wund- und Stomapflege im Spital Männedorf, verrät uns, welche Grundsätze bei der Wundversorgung beachtet werden müssen. Im Zentrum stehen sogenannt akute Wunden, die jede und jeden treffen können und das auch immer mal wieder. Dabei ist der Abheilungsprozess individuell. Insbesondere das Alter, der Ernährungszustand, die Immunabwehr sowie die Hautbeschaffenheit spielen eine bedeutende Rolle.

Im Grundsatz gilt folgendes:

  • Offene, langsam heilende Wunden und ausgeprägte Verbrennungswunden hält man besser feucht, alle anderen Wunden sollten möglichst trocken heilen.
  • Wunden brauchen Ruhe: idealerweise wird das Verbandsmaterial nach einer sauberen Erstversorgung 4-5 Tage draufgelassen.
  • Ist eine Wunde nach 10 Tagen nicht verheilt oder treten zusätzlich Rötungen auf, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
  • Wer von schlecht heilenden Wunden betroffen ist oder grössere Verbrennungen erlitten hat, sollte immer von Spezialistinnen oder Spezialisten behandelt werden.

Richtiges Verbandsmaterial oder Pflaster wählen

Eine Wunde trocken zu halten ist nicht gleichbedeutend mit «nicht abdecken und an der Luft trocknen». Mit dem richtigen Pflaster oder Verbandmaterial bleibt die Wunde trocken und ist vor Schmutz geschützt. Atmungsaktivität ist heute auch bei Pflastern ein «Must» und wird auf der Verpackung angegeben.

Bei gewissen Wunden sollte das Verbandsmaterial oder Pflaster erst nach 4-5 Tagen erstmals entfernt werden. Wenn speziell als «Wasserdicht» gekennzeichnete Produkte gut auf der Haut halten, kann damit geduscht werden.

Expertinnen-Tipp für unterschiedliche Wunden:

  • Blasen (im Volksmund «Blattern» genannt, keine Verbrennungsblasen!): Stechen Sie die Blase NICHT auf und lassen Sie sie nach Möglichkeit abheilen/austrocknen. Wenn Sie wissen, dass gewisse Stellen empfindlich sind, schützen sie diese Stellen vorsorglich mit Hydrokolloid-Blasenpflastern (Compeed oder andere Marken).
  • Infizierte Wunden: Eine vermeintlich einfache Wunde fühlt sich plötzlich sehr schmerzhaft an, ist darum herum gerötet. Dann sollten Sie die entzündete Wunde mit Wunddesinfektionsmittel desinfizieren und mit sterilen Gazekompressen ohne Folie abdecken. Diese Wunden sollten einem Arzt oder einer Ärztin gezeigt werden.
  • Schnittwunden: Hier gilt die Grundregel: Wenn Wundränder auseinanderklaffen, dann muss die Wunde ärztlich versorgt werden. Heikel ist es auch, wenn eine relativ tiefe Wunde über einem Gelenk ist. Suchen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf und nehmen Sie unbedingt Ihren Impfausweis mit, damit Ihr Impfschutz wegen Starrkrampf überprüft werden kann. Wer eine nicht ganz so tiefe Wunde selbst behandelt, desinfiziert die Wunde zuerst, fügt die Ränder mit Steri-stripes zusammen und legt ein atmungsaktives Pflaster darüber. Bitte 4-5 Tage ruhen lassen und nicht mehr darunter schauen!
  • Schürfungen: Diese Wunden sind schmerzhaft und müssen unbedingt als erstes mit sauberem Wasser gründlich ausgewaschen werden, um allen Schmutz zu entfernen. Dann bitte gut desinfizieren und mit einem Wasser abweisenden Pflaster abdecken, das möglichst eine saugfähige Innenseite hat, weil diese Wunden in den ersten 24 Stunden viel Flüssigkeit absondern. Der erste Verbandswechsel sollte nach 24 Stunden stattfinden. Dann nach Möglichkeit 4-5 Tage ruhen lassen, bevor der Verband erneut gewechselt wird.
  • Verbrennungswunden: sollten ärztlich versorgt werden.

Ganz wichtig

Wenn rund um die Verletzung Rötungen auftreten, die Stelle zu pochen oder pulsieren beginnt und sie möglicherweise auch noch Fieber bekommen, müssen Sie umgehend Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen. «“Dökterlen“ Sie nicht selbst!», warnt die Expertin Weiss, «es kann schnell gehen und Sie haben plötzlich ein akute Gesundheitsgefährdung.» Diabetikerinnen und Diabetiker sowie immunsupprimierte Menschen sollten besonders aufmerksam sein und bei heiklen Wunden rechtzeitig ärztliche Hilfe beiziehen.

Herzlichen Dank, Karin, für diese wertvollen Informationen zur richtigen Wundversorgung!

Wundberatung