9.3.2022

Ein Tag im Rettungsdienst

Philipp Reimann ist seit Sommer 2020 als Rettungssanitäter für das Spital Männedorf im Einsatz. Er nimmt uns mit auf eine Schicht. Los geht’s!


Rettungsdienst unterwegs

Ein ganz normaler Tag beginnt...


Um 6.45 Uhr startet der Arbeitstag mit der Schichtübergabe im Stützpunkt Meilen. Das Nachtteam informiert über das Wichtigste der Nacht. Dazu gehört auch eine Zustandsmeldung zu den Fahrzeugen und dem vorhandenen Material. Beide Tag-Teams fassen den Funk, den Pager sowie das Mobiltelefon, das zum Fahrzeug gehört. Als nächstes erfolgt die Teamanmeldung am Fahrzeug und am Ambulance Pad für die elektronische Einsatzdokumentation. Mit dieser Anmeldung wird das Fahrzeug bei der Einsatzleizentrale (ELZ) in Kloten beim Flughafen Zürich sichtbar und gilt als einsatzbereit. Ab jetzt und für die nächsten 12 Stunden kann jederzeit ein Einsatz reinkommen.


Da es gerade noch ruhig ist, widmen sich Philipp und Sandro (in Ausbildung) dem «Tagesämtli». Heute Mittwoch muss der Einsatz- und Kinderrucksack kontrolliert und gereinigt werden. Ablaufendes oder defektes Material wird ausgetauscht, Fehlendes aufgefüllt. Zudem müssen die Fahrerkabine und der Patientenraum mit Desinfektionsmittel gereinigt werden.


Kaum haben Philipp und Sandro mit der Reinigung des Fahrzeugs begonnen, kommt ein Einsatz rein – über den Drucker im Teambüro des Stützpunktes: 7.30 Uhr, ein «Cerebrales Ereignis mit Sondersignal» (übersetzt: Schlaganfall). Sie rücken sofort aus. Nach knapp 10 Minuten Anfahrt treffen sie am Einsatzort ein, schnappen das nötige Material aus dem Fahrzeug und eilen zum Patienten.


Um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um einen Schlaganfall handelt, gehen sie nach dem ABCDE-Schema vor. Dabei handelt es sich um eine systematische Patientenbeurteilung, bei der lebenswichtige Vitalfunktionen beurteilt werden und allfällige Probleme sofort behoben werden. Der Patient muss tatsächlich für weitere Abklärungen ins Spital gebracht werden. Während des Transports werden die Vitalfunktionen des Patienten überwacht und der Notfallstation telefonisch die Ankunft in wenigen Minuten angekündigt. In Männedorf werden sie bereits erwartet und der Patient wird den Kollegen im Spital übergeben, verbunden mit einem mündlichen Rapport, der gleich im Anschluss nach dem Einsatz noch in einem elektronischen Einsatzprotokoll verschriftlicht wird. Dieses wird dann automatisch an das entsprechende Spital gesandt. So ist alles einwandfrei dokumentiert. Während dem Philipp noch das Protokoll erfasst, richtet Sandro die Geräte und die Einsatzmittel im Fahrzeug wieder ein, damit sie so rasch als möglich wieder bereit sind für den nächsten Einsatz. Via Fahrzeug-Tablet geben wir der Einsatzzentrale unseren Status durch «wieder einsatzbereit». Noch bevor wir den Knopf drücken können, werden wir von der Einsatzzentrale angefunkt, weil es in unserer unmittelbaren Nähe – zwei Minuten entfernt von uns – einen Einsatzbedarf gibt. Los geht’s!


Der Einsatz lautet «Reanimation». Vor Ort kann der mitalarmierte Notarzt nur noch den Tod feststellen. Der Notarzt überbringt den Angehörigen diese traurige Nachricht. Die ebenfalls vor Ort anwesende Polizei organisiert das weitere Vorgehen. Leider kam bei diesem Patienten jede Hilfe zu spät und es gibt für uns einen sogenannten «Dienst vor Ort». Auch das gehört zu unserer Arbeit. Für uns geht es danach wieder zurück zu unserm Stützpunkt in Meilen, wo wir gebrauchtes Material «retablieren» und weiter an unseren Tagesämtli arbeiten. Um 8.45 Uhr nimmt dann auch das dritte Zweier-Team seine Schicht auf. Gegen 9.15 Uhr haben sie ihre Tagesämtli in Meilen erledigt und fahren nach Oetwil am See, zu unserem zweiten Stützpunkt im Feuerwehrdepot. Ab jetzt ist das dritte Team hier einsatzbereit. Da die Ämtli erledigt sind und gerade kein Einsatz ansteht, gönnen wir uns ein gemeinsames Morgenessen am Esstisch im Stützpunkt. Eine willkommene Gelegenheit, um sich über dies und das zu unterhalten – geschäftliches und privates.


Der Morgen verläuft ruhig und wir können am Mittag pünktlich Pause machen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn wenn ein Notruf reinkommt, dann kann es gut und gerne 14 Uhr werden, bis wir Zeit zum Essen finden. Manchmal auch nur einen Happen. Das ist unberechenbar. Umso schöner, dass wir wieder einmal pünktlich Mittagspause einlegen können. Wir werden später froh um die Stärkung sein, denn es wird ein intensiver Nachmittag mit vier weiteren Einsätzen. Kurz vor Schichtwechsel am Abend werden wir nochmals zu einem Notfall gerufen. Um 19.30 Uhr können Philipp und Sandro verspätet dem Team der Nachtschicht übergeben. Bis 20.45 Uhr sind noch die in Oetwil am See stationierten Kollegen im Einsatz. Wenn sie dann zurück in Meilen eintreffen, ist das Team der Nacht bis 6.45 Uhr das einzige Team im Dienst.

Herzlichen Dank, Philipp & Sandro, für diesen Einblick!

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