Susanne Stierli, was beschäftigt dich aktuell am meisten?
Die tägliche Sicherstellung des Personalbedarfs ist eine grosse Herausforderung.
Aufgrund der aktuellen Situation stecken sich wieder vermehrt Mitarbeitende an. Dies bedeutet, dass die Dienstpläne laufend neu angepasst werden müssen. Das prägt im Moment den Alltag unserer Stationsleitungen.
Zudem gilt es, die «normalen» und auch strategischen Aufgaben weiter zu bearbeiten. Dieses Nebeneinander aller Aufgaben bedeutet im Führungsalltag, immer wieder den Spagat hinzukriegen.
Melanie von Burg, wie ist die Stimmung bei den Mitarbeitenden in deinem Team?
Die Stimmung ist gut, wir sind ein eingespieltes Team, die COVID-Patienten gehören nun schon eine lange Zeit zu unserem Alltag. Das Krankheitsbild ist nicht mehr neu und wir sind zusammen mit den Ärztinnen und Ärzten ein eingespieltes Behandlungsteam.
Alle Teammitglieder sind sehr hilfsbereit und flexibel, was ich sehr schätze. Allerdings ist das Team nach zwei Jahren Pandemie auch COVID müde. Die Patienten sind sehr aufwändig in der Betreuung: engmaschigere Überwachung, tragen einer Schutzausrüstung, die richtig an- und abgezogen werden muss. Zudem ist die Arbeit in der Schutzkleidung per se anstrengender und es ist heiss darin. Der Arbeitsinhalt ist sehr repetitiv, da die meisten Patientinnen und Patienten genau dieselben Symptome haben und entsprechend auch die Therapien immer dieselben sind. In «normalen Zeiten» ist der Arbeitsinhalt abwechslungsreicher, weil es unterschiedlichste Krankheitsbilder gibt.
Und leider belastet uns die Begleitung von sterbenden COVID-Patienten sehr. Inzwischen haben wir vermehrt junge Patienten, denen es schlecht geht. Das ist traurig.
Wie schafft ihr es, dass die Hilfsbereitschaft im Team auch nach der langen Zeit der Pandemie nach wie vor so hoch ist?Die erste Zeit der Pandemie im März 2020 hat uns sehr zusammen geschweisst. Zu unserer Teamkultur gehört, füreinander da zu sein. Die Mitarbeitenden springen ein, weil sie sich dem Team gegenüber verpflichtet fühlen.
Susanne Stierli, wie erlebst Du die Hilfsbereitschaft im Pflegedienst und im Spital?
Es ist für mich Tag für Tag sehr eindrücklich zu sehen, wie alle ihr Bestes geben und eine ausserordentliche Flexibilität zeigen. Dies spüren wir über die eigene Berufsgruppe hinaus: Sei dies das Team der Hotellerie, der Materialbewirtschaftung, der Reinigung und viele weitere – man kann sich aufeinander verlassen.
Melanie von Burg, haben sich die Anforderungen an deine Pflegenden geändert seit ihr die verantwortliche COVID-Station im Spital Männedorf seid?
Eigentlich nicht, der Anspruch an eine hohe Pflegequalität und Patientenzufriedenheit ist ungebrochen hoch.
Wie geht es den ganz jungen Mitarbeitenden, die in der Pflegeausbildung stecken?
Ich höre von ihnen, dass der Ausgleich im Privatleben fehlt. Sich unkompliziert zu treffen mit Gleichaltrigen oder auch den Ausgang zu geniessen ist nicht möglich. Und dies nun schon seit bald zwei Jahren. Das ist sicher nicht einfach.
Im Alltag erleben wir sie sehr motiviert und interessiert und den Ausbildungsauftrag können wir nach wie vor gut gewährleisten. Dies ist für uns sehr wichtig, damit wir den dringend benötigten Nachwuchs in den Teams sicherstellen können. Allerdings betreuen die ganz Jungen – unter 18 Jahren – noch keine COVID-Patienten. Dies zu ihrem psychischen und physischen Schutz.
Susanne Stierli, was ist dir noch wichtig zu sagen?
Das ich sehr froh und stolz bin auf all meine Teams und die Leitungen. Zusammen haben wir viel gemeistert und dabei weder den Zusammenhalt noch den Humor verloren. Es ist ein Privileg für mich in einem solchen Haus und mit Mitarbeitenden zu arbeiten, die täglich alles geben für unsere Patientinnen und Patienten.
Melanie von Burg, was wünschst du dir fürs Jahr 2022?
Dass wir unseren lang geplanten Teamtag, den wir wegen der Pandemie leider bereits zweimal verschieben mussten, endlich durchführen können im Frühling! Kein COVID mehr.
Herzlichen Dank für eure offenen Antworten & alles Gute!